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Internationale Bonhoeffer-Tage in Stettin am 16. und 17. Juni 2018

 

Mitglieder mit Begegbungstagung versammlung vom 23.-25.11. in der Versöhnungskirche in Travemünde

 

6. Studientag der AG für pommersche Kirchengeschichte:

„Pomerania non cantat?“ – Pommern singt nicht?

 

 

Tagung des „Pommernkonventes“ in Greifswald

Erstmalig nahm ich an einer Tagung des Konventes evangelischer Gemeinden aus Pommern teil. Sie fand diesmal vom 07.-09 Oktober  2016 in Greifswald statt. Seit einigen Jahren begleite ich meine Mutter zu ihren Reisen zu Pommerntagen und -tagungen und so bekam ich in Travemünde die Einladung in die Hand und meldete mich mit meiner Mutter reiselustig und interessiert an.

 

Wir betraten am frühen Abend die Räume des Kreisdiakonischen Werkes in Greifswald. Es tagte noch die Mitgliederversammlung, auf der ca. 25 der 120 Mitglieder anwesend waren. Eine freundliche Begrüßung – und schon waren wir Teil der Versammlung, die alsbald zum Abendessen überging. Es gab einige Programmänderungen: der Besuch im pommerschen Landesmuseum wurde ersetzt durch einen Vortrag von Herrn Malinski über die Darstellung der Reformation in polnischen Schulbüchern, und direkt am Freitagabend berichtete das Pastorenehepaar Sikora über die diakonische Arbeit in ihrer Stettiner Gemeinde. Diese Gemeinde hat ca. 400 Gemeindeglieder, die allerdings auch außerhalb von Stettin wohnen. Eine Gemeindeschwester sowie ein Assistent in der Seniorenarbeit unterstützen die Arbeit insbesondere mit den älteren Gemeindegliedern. Wir erfuhren u.a., dass es eine aktive Kinder- und Jugendarbeit gibt und auch ein Spendenlauf von der Gemeinde organisiert wurde. Leider mussten wir Frau und Herrn Sikora an dem Abend schon verabschieden, denn sie wurden am nächsten Tag in Breslau erwartet.

 

Gratulation dem GeburtstagskindGratulation dem GeburtstagskindDer Sonnabend begann mit einer Andacht zum Thema „Dank“: Wer denkt, der dankt, weil er erkennt, wie wenig wirklich selbstverständlich und wieviel geschenkt ist. Frau Kipper aus Stettin war anwesend und bekam einen Strauß mit Ständchen zum 92. Geburtstag. Der thematische Teil der Tagung wurde von Prof. Buchholz eingeleitet, der uns in die spätmittelalterliche Vorstellungs- und Frömmigkeitswelt am Vorabend der Reformation entführte. Wesentlich ging es darum, wie ein Unrecht wieder gut gemacht werden kann: wesentlich durch einen Täter-Opfer-Ausgleich, aber auch durch Kirchenstrafen wie die Aufstellung eines Sühnekreuzes und die Ausstattung von Pilgerreisen. Auch Pommern hatte zahlreiche Pilgerorte, z.B. den Gollen bei Köslin. Diese kirchliche Praxis, mit irdischen Bußübungen oder gar Zahlungen seinen Aufenthalt im Fegefeuer reduzieren zu können, hat Luther ja bekanntlich angegriffen. Weiter ging es mit einem Vortrag von Fr. Dr. Grzywacz, die uns mit dem Entstehen einer polnischen pommerschen Literatur nach 1945 bekanntmachte und hierzu den Begriff der „Geo-Poetik“ einführte. Einige Lesehinweise sollen demnächst auf der Seite des Pommernkonventes zu finden sein.

 

Am frühen Nachmittag machte uns Herr Malinski mit dem polnischen Schulsystem und dann mit der Darstellung der Reformation in einigen Schulbüchern bekannt. Dazu spannte er einen Bogen von der sozialistischen Zeit bis heute. Die Reformation als solche hing – wie andernorts auch – wesentlich von der Einstellung des jeweiligen Herrschers ab. Zunächst gab es proreformatorische Tendenzen, bis sich dann die Gegenreformation durchsetzte. Am Spätnachmittag informierte der Vorstand des Pommernkonventes im Beisein von Bischof Dr. Abromeit über mögliche zukünftige Aktivitäten des Konventes. Zunächst wurde der Name geändert: Ab jetzt heißt der Verein „Gemeinschaft evangelischer Pommern e. V. – Pommernkonvent“ Das schließt die polnischen Protestanten mit ein, und die Homepage soll demnächst möglichst eine polnische Version erhalten. Vorstellbar sind als baldige Aktivitäten eine Studienfahrt zur Reformationsgeschichte nach Pommern, ein Chorfestival oder eine Radtour von Treptow/Rega nach Wittenberg.

Der Vorstand stellt sich den Fragen der Mitglieder!Der Vorstand stellt sich den Fragen der Mitglieder!Als letzter Themenblock nach dem Abendessen stand ein Gespräch zum dem Thema „Was ist eigentlich in Polen los?“ auf dem Programm. Adam Malinski und Malgorzata Grzywacz versuchten sich dem Ansinnen zu stellen. Vorher jedoch überraschten uns 2 Schülerinnen einer Gruppe von Schüler(inne)n, die mit HerrnMalinski gekommen waren, mit einigen a capella-Liedern zum Abend. Insgesamt hoffen wir, dass auch sie von der Tagung, die weder von den Themen noch von der Sprache her auf die Jugendlichen zugeschnitten war, doch ein wenig profitiert haben. Zwar waren sie Deutsch-Schüler(innen), aber es dürfte kaum für ein umfassendes sprachliches Verständnis gereicht haben. Zu der Frage, was in Polen los sei, erklärten Frau Grzywacz und Herr Malinski zur Flüchtlingsfrage, dass bereits Ukrainer und Krimtataren bei ihnen Zuflucht suchten und suchen. Zur Sprache kamen weiterhin das Verhältnis zu Russland und warum die alte liberale Regierung bei der Bevölkerung nicht beliebt war. Die polnische Landwirtschaft leidet genau wie die deutsche unter den Sanktionen durch Russland bzw. gegenüber Russland. Schnell war es recht spät am Abend, und zum gemütlichen Teil überzugehen lohnte sich schon gar nicht mehr. Am Gottesdienst mit Bischof Abromeit am nächsten Sonntagmorgen konnten wir aufgrund der langen Rückreise leider nicht mehr teilnehmen – vielleicht beim nächsten Mal.

Burkhard Wruck

 

Die Begegnungstagung aus polnischer Sicht

Der Vorsitzende der Pommernkonvents Pastor Christoph Ehricht lud persönlich Mitglieder der evangelischen Gemeinde aus Köslin zur Teilnahme an der Mitgliederversammlung und der deutsch-polnischen Begegnungstagung „Streifzüge in der Geschichte und Gegenwart Pommerns“ unter dem Motto „was wir aus der Vergangenheit für die Gegenwart lernen können“ ein.

 

Zu Beginn der Tagung fand eine Mitgliederversammlung statt. Auf dieser wurde eine neue Satzung verabschiedet, die die Arbeit des Pommernkonvents in das 21. Jahrhundert führen soll. Im Mittelpunkt steht dabei die Verlagerung des Vereinssitzes nach Vorpommern. Bei der sich anschließenden Vorstandswahl wurde zum ersten Mal ein polnisches Mitglied gewählt.

 

Schwester Izabella Glowka-Sokolowska lebt und arbeitet seit 15 Jahren in der Kösliner Gemeinde. In ihrer Funktion als Gemeindeschwester hat sie von Beginn an eng mit dem Pommernkonvent zusammengearbeitet. In ihrer Aufgabe als Vorstandsmitglied will sie „sowohl Brücken bauen zwischen beiden Völkern als auch den Generationen, zwischen Vergangenheit und Zukunft.“ Im Rahmen dieser Arbeit will sie die Beziehungen zwischen den Pommern diesseits und jenseits der Oder ständig verbessern.

 

Pastor Ehricht mit dem Ehepaar Sikora aus Stettin.Pastor Ehricht mit dem Ehepaar Sikora aus Stettin.An die Mitgliederversammlungs schloss sich eine Präsentation des Pastorenehepaars Sikora über die diakonische Arbeit in der Stettiner Gemeinde an. Sie überraschten die Zuhörer mit der Vielfalt des sozialen Engagements der Gemeinde. Viele dieser Aktivitäten strahlen auch auf das katholische Umfeld aus, wie der jährliche Spendenlauf für Kinder und Erwachsene. Neben dem vielfältigen und interessanten Proogramm bestand für Mitglieder und Gäste ausreichend Zeit sich kennenzulernen.

 

Wir beschlossen den Abend trotz der herbstlichen Kälte mit einem Besuch des Markplatzes von Greifswald und vielen Gesprächen über geimeinsame Ziele und Pläbe. So wurden neue Pläne zum 500-jährigen Reformationsjubileum geschmiedet, wie eine Fahrradtour von Treptow an der Rega nach Wittenberg.

 

Der nächste Morgen begann mit einer gemeinsamen Andacht, bei der Pastor Riedel einer der Teilnehmerinnen zum 92. Geburtstag gratulieren konnte. Die Referate von Dr. M. Grzywacz aus Posen und Professor Werner Buchholz gaben den Zuhörern viel Stoff zum Nachdenken und Anstoß zu weiteren intensiven Diskussiomen.

Wir nahmen in der Hoffung Abschlied, dass die Zusammenarbeit der Menschen, die Pommern lieben, auf beiden Seiten der Oder noch effektiver und reicher wird, besonders im Hinblick auf soziale und religiöse Partnerschaft.

 

Izabela Glowka-Sokolowska, Urzula Baranowska

 

Berichte über die Begegnungstagungen der Vorjahre finden Sie hier:

Tagung 2015 in Travemünde

Tagung 2014 in Travemünde