Gott nahe zu sein ist mein Glück“ Psalm 73,28


Jahreslosung für das Jahr 2014


Eine Jahreslosung ist kein Lottoschein für Christen, mit dem die Menschen meinen, das große Glück erhaschen zu können. Vielmehr ist sie ein Wegweiser, eine Orientierungshilfe, eine Navigationshilfe besonderer Art. Das zu Ende gehende Jahr hat unseren Lebensweg verlängert. Wir blicken zurück.


Dabei steigen Bilder auf „aus dem Brunnen der Vergangenheit“. Bilder von unserem Geburtsort in Pommern. Wir sehen die Städte und Dörfer mit den Kirchtürmen, mit ihren Flüssen und Seen, mit ihren Wiesen und Wäldern . Dort kamen wir zur Welt, machten uns auf den Weg. Behütet von Eltern, Geschwistern, Freunden, Nachbarn und Lehrern . „Es war eine glückliche Zeit“, wird mancher Leser dieser Zeilen bestätigen .Ja, es war eine glückliche Zeit ! Ich trage sie wie einen Schatz durch mein Leben .


Glück, wie wir es uns vorstellen und wünschen, ist sehr flüchtig. Als 1945 die Schrecken des Krieges, die Flucht und die Vertreibung in unser Land einbrachen – nicht nur über Pommern -, erlebten wir eine brutale und grausame Welt. Es zerbrachen und verbrannten nicht nur Häuser, sondern auch Herzen. Und dennoch ist „EINER“ da, der Klage- und Weherufe zählt, geflossene Tränen in ein „Krüglein „sammelt.


Dem Beter des 73 Psalms, von dem wir die Jahreslosung haben, erging es nicht anders. „Ich bin doch täglich geplagt“. Das ist seine Klage. Umringt von Feinden und Widrigkeiten kämpft er ums Überleben. Er spürt immer weniger die Hilfe Gottes. Fühlt sich verlassen von Gott und allen guten Geistern. Angst und Verzweiflung kriechen in seine Gewänder. In dieser fast aussichtslosen Lage droht dem Beter die größte Gefahr: Er ist drauf und dran, seinen Glauben zu verlieren.


Wir Menschen haben verloren und verlieren noch heute in unserem Leben. Jeder Mensch machte in seinem Leben und 2013 eigene Erfahrungen und wird sie auf seinen Zettel schreiben wie: Heimat, Vater , Mutter, Geschwister,den Ehepartner, ein Kind, den Arbeitsplatz, den/die treuen/e Freund/in, die Gesundheit, die Beweglichkeit, Geld und Gut . Hoffentlich steht nicht auf meinem Zettel: Nach allem , was ich erlebte, habe ich meinen Glauben an Gott verloren.


Am „Toten Meer“ zeigte mir eine Israelin ihren linken Arm mit der eintätovierten KZ Nr. und sagte: „Ich musste ansehen, wie kleine Babies an die Wand geschleudert wurden, schrien und starben. Da habe ich meinen Glauben verloren.“ Den Glauben unserer Väter und Mütter zu verlieren ist der größte Verlust in einem Menschenleben. Der Verlust dieser Werte kann uns an den Rand der Verzweiflung führen, deren Folgen wir nicht zu übersehen vermögen.


2014 möge ein gutes und süßes Jahr werden“! Das ist ein alter Gebetswunsch an der Schwelle eines neuen Jahres. Ich füge diesem Gebetswunsch hinzu: Wir mögen dem wahren Glück näherkommen. Es möge uns umgeben wie ein wärmender Mantel. Wie kann das zugehen? Wie kann das Wirklichkeit werden? Hier will uns die Jahreslosung im Jahre 2014 den rechten Weg navigieren.


Ich folge dem Beter. Wo er hingeht, da gehe ich auch hin. ER geht in das Haus Gottes mit dem Rest seines Glaubens, der sich in einen heiligen Trotz verwandelt und spricht ein Wort, das alles verändern wird und ihn auf die Straße des Glücks führt: (73,23), Das Dennoch“ aus Glauben. Der Glaube des Beters bewahrt ihn vor dem Untergang, vor dem Fallen aus der Gottesnähe in die Gottesferne. „Dennoch“. Diesem Wort folgt seine Umkehr, seine Heimkehr zu seinem Gott. Es ist ergreifend, wie er im Hause Gottes weiter betet: Vers 23-28


Dennoch bleibe ich stets an dir;denn du hältst mich bei meiner rechten Hand,

du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich endlich in Ehren an. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil“.


Das neue Jahr 2014 führt uns in die Zukunft. Welche Wege werden wir gehen? Zu welchen Wegen und Orten werden wir geführt ? Ungewissheit macht unsicher und unruhig.

Näher zum Ziel kommen wir nur, indem wir aufbrechen, aktiv werden. Vielleicht finden wir an der Schwelle des neuen Jahres ein „Gotteshaus“, wo wir die „Nähe Gottes“ nicht nur inspirieren, sondern seine „rechte Hand „ fühlen und ergreifen. In der Nähe Gottes wird unsere Seele lebendiger, getroster, glücklicher. Vielleicht können wir dem Beter bestätigen und nachsprechen : „Gott nahe zu sein ist mein Glück!“



Pastor em. Hans Jürgen Kaiser, ehemals in Stolp und Schlawe